Inzwischen informiert sogar die Tagesschau schon darüber, dass die Deutsche Telekom für Neukunden ab 2. Mai diesen Jahres keine echten Flatrates mehr anbieten wird.
Videos wie das folgende auf Vimeo, welches die Problematik erläutert, werden dann (nach Ablauf des Datenkontingents) nur noch gegen Aufpreis vernünftig anzusehen sein:
Das Problem ist nicht allein die Beschränkung der Datenmenge, die Sie als Telekom-Kunde (und nicht nur da: Vodafone steht auch im Verdacht, eine Drosselung zu planen, hat aber vorerst dementiert) in voller Geschwindigkeit abrufen können. Falls Ihnen 75 Gigabyte pro Monat viel vorkommen, lesen Sie die Fragen und Antworten zur Drosselung bei Chip.de - gerade Familien und Wohngemeinschaften erreichen diesen Wert schneller als viele vermuten.
Und auch wenn Sie als Bestandskunde noch nicht unmmittelbar betroffen sind, stellt dieser Schritt die Weichen für eine Zweiklassengesellschaft des Zugangs zu Internet-Inhalten. Denn Inhalte, die die Telekom selbst bereitstellt (wie z.B. Musik über Spotify), sind unbegrenzt ohne Zusatzkosten nutzbar.
Damit verletzt die Telekom das wichtige Prinzip der Netzneutralität, welches besagt, dass im Internet alle Arten von Datenströmen gleich behandelt werden sollen. Das heißt, sowohl die Quelle der Daten (z.B. YouTube, die ARD-Mediathek oder das Videoportal von T-Online) als auch die Art der Daten (Webseiten, Musik, Video, IP-Telefonie usw.) sollen von Internet(zugangs)anbietern gleich behandelt werden. Alles andere wäre eine Bevormundung der Nutzer durch Internetanbieter.
Dass es um erheblich mehr als ausschließlich um wirtschaftliche Fragen dabei geht, zeigt die Technologie Deep Packet Inspection (DPI), welche von Anbietern voraussichtlich eingesetzt würde, um die Bevorzugung der eigenen Inhalte tatsächlich umzusetzen:
Für das Funktionieren des Internet ist es nicht notwendig, dass zwischen Sender und Empfänger irgendeine Instanz in den Inhalt des Datenstroms hineinschaut. Anhand des Inhalts ließe sich jedoch wesentlich detaillierter entscheiden, welche Datenpakete bevorzugt behandelt und welche hinten angestellt werden sollen.
Allerdings lässt sich DPI genauso nutzen, um bestimmte Inhalte zu zensieren, oder um Internetnutzer auszuspionieren.
Für die Priorisierung von Datenströmen ist DPI nicht zwingend notwendig, die Technologie ist aber vorhanden und weckt Begehrlichkeiten der Netzbetreiber.
Einen sehr ausführlichen Artikel über Netzneutralität können Sie auf der c't-Seite lesen.
Wenn Ihnen ein freies Internet am Herzen liegt und Sie derzeit Kunde der Deutschen Telekom sind, sollten Sie ernsthaft über einen Anbieterwechsel nachdenken, auch wenn Sie als Bestandskunde von der Drosselung akut nicht betroffen sind.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, zu wem am besten wechseln, denn z.B. bei Vodafone wird gemunkelt, dass dort auch in absehbarer Zeit eine Zweiklassengesellschaft eingeführt werden soll. Das Dementi erinnert mich doch sehr an Walter Ulbrichts Satz "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!"
Vofafone kommt mithin nicht als Kandidat in Frage. Eher schon Kabel Deutschland, die zwar bereits seit einiger Zeit den Datenverkehr für Filesharing drosseln, aber sich auf eine Anfrage so äußern, dass keine weiteren derartigen Maßnahmen vorgesehen sind. Auch hier kann man natürlich hinterfragen, inwieweit entsprechende Pläne bereits in der Schublade liegen.
Bei dem kleinen aber feinen Anbieter easybell, mit dem ich nun schon seit über 2 Jahren so zufrieden bin wie noch nie mit einem Internetanbieter, bin ich mir aber sehr sicher, dass dort auch in Zukunft nicht gedrosselt werden wird. Übrigens bekomme ich für diese Empfehlung keinen Cent. :) Easybell kommuniziert die bereitgestellte Bandbreite so transparent wie kein anderer Anbieter in Deutschland, wie die Bundesnetzagentur dem Berliner Unternehmen bescheinigt hat.
Bleibt zum Schluss nur noch der Blick in die Niederlande, wo die Netzneutralität seit einem knappen Jahr gesetzlich verankert ist. Damit ist unser Nachbarland ein großes Vorbild, von dem sich unsere Politiker mal ein paar Scheiben abschneiden könnten, wenn sie die Freiheit der Märkte beschwören. Diese Freiheit wird von den großen Anbietern nämlich gerade massiv beschnitten.