Sind 64 Bit besser als 32 Bit?

Auf diese Frage gibt es keine klare Ja/Nein-Antwort, denn sie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Um überhaupt erst einmal zu klären, was ein Bit ist, lasse ich den Bielefelder Professor Jörn Loviscach sprechen, der das gut verständlich nicht nur seinen Studenten nahebringt:


Die beiden nachfolgenden Videos zu den Einheiten Byte und Kilobyte (Teil 1 sowie Teil 2) tragen ebenfalls zum Verständnis meiner folgenden Ausführungen bei.

Anlass dieses Artikels ist der Besuch bei einem Kunden, der das Upgrade von Microsoft Office 2010 auf Office 2013 abgebrochen hatte, weil das Office 2010 auf seinem 64 Bit-Windows ebenfalls als 64 Bit-Version vorlag, die neue Version von 2013 allerdings als 32 Bit-Version installiert werden sollte. Er hatte nun befürchtet, die 32 Bit-Version sei eine Verschlechterung gegenüber der vorliegenden 64 Bit-Version.

Vorneweg: Microsoft selbst empfiehlt auch auf 64bittigen Systemen die 32 Bit-Version von Office.

Die Größe 32 Bit bzw. 64 Bit bezieht sich in unserem Zusammenhang auf die so genannte Wortbreite des Systems, das ist die Grundeinheit von Daten, die der jeweilige Prozessor im Computer in einem Stück verarbeiten kann. Lange Zeit herrschten Systeme mit 32 Bit Wortbreite vor, in den letzten Jahren haben sich 64 Bit bei PCs und Laptops weitestgehend durchgesetzt.

Im PC-Bereich finden Sie oft das Kürzel x86 für 32 Bit Wortbreite und x64 oder amd64 für 64 Bit Wortbreite.

Es stellt sich nun zunächst die Frage, unter welchen Voraussetzungen ist ein 64bittiges Betriebssystem besser und wo sollten Sie lieber bei 32 Bit bleiben? Ältere Prozessoren beherrschen noch gar keine 64 Bit-Befehle, da stellt sich die Frage also nicht. Wenn Ihr Computer nur bis zu 2 GB Arbeitsspeicher hat, sollten Sie ebenfalls bei einem Betriebssystem mit 32 Bit bleiben, denn durch die doppelte Wortbreite belegen alle Programme deutlich mehr Speicher.

Hat Ihr Computer allerdings 4 GB oder mehr Arbeitsspeicher, dann müssen Sie ein 64bittiges Betriebssystem installieren, um den ganzen Speicher überhaupt ansprechen zu können. Denn 232 ergibt 4.294.967.296 oder eben 4 GB. Mehr kann ein solches System gar nicht adressieren. Schon um volle 4 GB nutzen zu können, reicht ein 32bittiges Betriebssystem nicht mehr aus.

Es gibt zwar die Technologie PAE, mit der auch 32bittige Systeme mehr als 4 GB Speicher ansprechen können, dies ist aber nur eine Krücke, die auch nicht von allen älteren Prozessoren unterstützt wird. Im übrigen fällt bei dieser Speichergröße auch der Nachteil weg, dass die einzelnen Programme als 64 Bit-Versionen mehr Speicher beanspruchen, denn es ist für normale Anwendungen mehr als genug davon vorhanden.

3 GB sind natürlich grenzwertig, denn einerseits kann ein 32bittiges System diesen Speicher noch voll adressieren, andererseits reicht es aber auch, um ein 64bittiges Betriebssystem mit allen Programmen ohne Speicherplatzmangel zu betreiben. Ich würde hier eher auf 64 Bit setzen.

Auch die Windows-Version spielt eine Rolle. Windows XP war das erste Microsoft-Betriebssystem, das als 64 Bit-Variante auf den Markt kam, diese war allerdings noch nicht ausgereift und blieb daher ein Nischenprodukt. Mit Vista fing in der Microsoft-Welt der Siegeszug von 64 Bit Wortbreite an, allerdings gab und gibt es hier oft noch Schwierigkeiten, Treiber für bestimmte Geräte als 64 Bit-Version zu bekommen. Insofern sind auch bei Windows Vista 64 Bit mit Vorsicht zu genießen. Unter dem Aspekt der Sicherheit hat Vista 64 Bit jedoch einige Vorteile.

Erst mit Windows 7 sind 64 Bit bei Microsoft-Betriebssystemen rundum alltagstauglich geworden.

Heutige Linux-Distributionen haben keine Probleme mit 64 Bit, so dass Sie sich hier lediglich an der Arbeitsspeicherausstattung Ihres Rechners zu orientieren brauchen. Fast alle Programme liegen in 64 Bit-Versionen vor, die Ausnahme bilden hauptsächlich proprietäre Programme wie z.B. Skype.

Wenn Sie Apple-Anwender sind, braucht Sie das ganze Thema nicht zu interessieren, da Macintosh-Rechner von vornherein als Gesamtpaket aus Hard- und Software verkauft werden.

 


 

Nachdem die Frage nach der Wortbreite des Betriebssystems nun geklärt ist, wenden wir uns nun den einzelnen Programmen zu. Das ist überhaupt nur unter Windows ein Thema, und auch dort nur, wenn Sie ein 64bittiges Windows-System haben. Ein 32 Bit-Windows kann nämlich keine 64 Bit-Programme ausführen.

Selbst im Jahr 2013 liegen noch viele Windows-Programme überhaupt nur als 32 Bit-Version vor. Sie erkennen das daran, dass solche Programme im Ordner Programme(x86) installiert werden statt im Programme-Ordner (dort liegen die 64bittigen Programme). Dies ist kein Problem, denn ein 64bittiges Windows kann ohne weitere Eingriffe Ihrerseits 32 Bit-Programme direkt ausführen. Schwierigkeiten können zwar auftreten, wenn das Programm schon älter und noch nicht an Vista, Windows 7 oder gar Windows 8 angepasst ist. Das ist dann aber unabhängig von der Wortbreite.

Was aber, wenn ein Programm sowohl als 32 Bit-Version wie auch als 64 Bit-Version vorliegt?

Hier gibt es zum einen manchmal Empfehlungen des Herstellers, wie in unserem Beispiel mit Microsoft Office. Außerdem gilt folgende Faustregel:

Wenn Sie mit sehr großen Datenmengen hantieren (hochauflösende Fotos, Videos, Musik/Sound, Datenkompression, umfangreiche mathematische oder statistische Berechnungen), dann lohnt sich die 64 Bit-Version. Genügend Arbeitsspeicher vorausgesetzt, geht die Verarbeitung der Daten dann oftmals deutlich schneller vonstatten.

In allen anderen Fällen ist es relativ egal, welche Bitbreite Sie für Ihre Programme auswählen, ich würde im Zweifelsfall der 64 Bit-Version den Vorzug geben, sofern genügend Arbeitsspeicher vorhanden ist.

Integrierte Installationspakete für beide Wortbreiten nehmen Ihnen bei manchen Programmen die Entscheidung ab.

Mit diesen Erläuterungen hoffe ich, etwas Licht ins Dunkel der Bits gebracht zu haben. :-)